STVV 19.12.2019, Rede zum Haushalt 2020, Franz Apfel

Bensheim Lebens- und liebenswert !

Frau Vorsitzende Lux, meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste,

der Haushaltentwurf für das Jahr 2020 ist zweifellos der Beste,

seitdem die BfB-Fraktion Verantwortung in der Bensheimer

Kommunalpolitik mit übernommen hat.

Der ordentliche Haushalt im Plus ! Der außerordentliche Haushalt im Plus !

Das Jahresergebnis wird mit gut 2,6 Mio Euro geplant. Der Finanzhaushalt

wird zum Jahresende 2020 mit gut 5,6 Mio Euro im Plus geplant.

Kein Zinsrisiko vorhanden – ja, die Einbringungsrede von Stadtrat

Oyan muß man sich schon die Mühe machen zu lesen, notfalls

reicht auch der Blick in die Grafiken: Nur acht Darlehen mit einem

Volumen von 3,7 Mio Euro unterliegen einem „Zinsänderungsrisiko“. Das sind

7,1 % unseres Schuldenstandes. Und warum sage ich da: kein

Zinsänderungsrisiko vorhanden ? Der Durchschnitt-Zins dieser 8 Darlehen

liegt bei 2,46 %. Da haben wir höchstens ein „Zinsrisiko“ nach unten.

Bei dem Thema Kassenkredit ist es Wert auf die Entwicklung

zurückzuschauen: 2012 hatten wir einen Kassenkredit von 42 Mio

Euro. Seit 2018 halten wir den bei 12 Mio Euro. Ein Blick in den

Jahresabschluss 2018 zeigt, dass zum 31.12.2018 kein Kassenkredit

in Anspruch genommen wurde.

Die Altfehlbeträge – 2014 lagen die bei sage und schreibe 25 Mio

Euro – vollständig abgebaut und da sage mal einer, wir würden keine

Schulden abbauen. Die Fakten sprechen eine ganz andere Sprache.

Wir begrüßen ausdrücklich die Zustimmung der SPD-Fraktion. Da

bleiben nur noch Herr Steinert und Herr Dr. Thieman, als

„Fachleute“ für den „Untergang“.

Die Daten und Fakten halten jedem „Untergangsszenario“ Stand.

Für die BfB-Fraktion bedanke ich mich bei den Unternehmen und

den Arbeitnehmern in unserer Stadt: die tragen viel zu dieser

positiven Entwicklung unserer Stadt bei.

Der Wegzug des zweitgrößten Gewerbesteuerzahlers SAP ist

verkraftet. Wer hätte 2017 oder 2018 damit gerechnet ?

Bei den Investitionskrediten haben wir eine leichte Netto-

Neuverschuldung. Aber auch da gilt, dass diese Koalition handlungsfähig ist:

Wir haben bewußt beschlossen, dass der Magistrat Vorschläge für Kürzungen,

Reduzierungen etc. nach der Sommerpause 2020 zur Beratung vorlegen muß.

Der Jahresabschluss 2018 wurde nachgereicht. Im Jahr 2018 konnte

ein Jahresüberschuss von 1,8 Mio Euro erwirtschaftet werden. Im

Haushaltsplan ging man noch von einem Verlust von rund 1,9 Mio

Euro aus. Wir sind auf den Jahresabschluss 2019 gespannt.

Meine Damen und Herren,

dieser Koalition ist es gelungen, die Straßenbeiträge in Bensheim

abzuschaffen ohne die Grundsteuer B zu erhöhen. Sie lesen ja im

BA, dass im Kreis Bergstraße Reihenweise die Grundsteuer B in den

Kommunen angehoben wird. Auf diese Leistung kann diese Koalition auch

gemeinsam zufrieden zurückschauen.

Im sozialen Wohnungsbau setzen wir die Politik, die seit dieser

Wahlperiode mit der BfB in der Mitverantwortung gilt, weiter fort.

Meerbachsportplatz kommt zwar spät dafür kommen aber mehr

Sozialwohnungen und preisgünstige Wohnungen als zu Beginn

des Prozesses erwartet, nämlich 102.

Die Bebauung des ehemaligen EKZ beginnt in den nächsten

Monaten: 20 % der Wohnungen werden Sozialwohnungen das sind

25 Sozialwohnungen. Am Ende der Bebauung steht mehr Grün als

vor dem Abriß!

In der Dammstraße ist der Bau der neuen Sozialwohnungen schon

weit fortgeschritten: 20 neue Sozialwohnungen. Hinzu kommen weitere

kleinere Projekte. Das alles ist gut ist im Vergleich zu früheren Wahlperioden.

Wir hoffen, dass die Verhandlungen mit der Wohnbau und dem Land zu

einem guten Ende führen. Auf dem ehemaligen BW-Depot-Gelände wird es

eine ca. 2000 qm große Grünfläche geben. Das ist für dieses Gebiet wichtig.

Seit dieser Wahlperiode passiert für den sozialen Wohnungsbau

sehr viel und das ist auch dringend notwendig. Wir haben als BfB

in diesem Bereich eine große Übereinstimmung mit der SPD:

darüber hinaus gibt es sehr viele Möglichkeiten ohne weiteren

Flächenverbrauch weitere Sozialwohnungen bzw. preiswerte

Wohnungen zu bauen. Das ist unser Ziel !

Doch eines ist auch klar: die Bensheimer Südstadt mit 1500 Einwohnern

lehnen wir entschieden ab ! Beim Flächenverbrauch ist Schluß mit Lustig und

genauso bei dem Thema zusätzlichen Verkehr. Wer die Bensheimer Südstadt

bis zu den Kleingärtnern bebauen will, der schafft ein wichtiges

Naherholungsgebiet ab und beschert uns gleichzeitig den größt

anzunehmenden Verkehrsgau. Wir haben gute Argumente dagegen

und die Bevölkerung wird uns dabei stützen !

Meine Damen und Herren,

bei der Entwicklung der Innenstadt kommen wir zum einen voran

und zum anderen müssen wir einen angerichteten Schaden

begrenzen.

Voran kommen wir im Bereich der Lauter, die jetzt von der

Stadtmühle bis zum Rinnentor mit dem Einbau von Störsteinen und

Flachwasserbereichen renaturiert ist. Im nächsten Jahr folgen

Zugänge zur Lauter und die Anlegung eines Ufergartens. Dort

entsteht etwas sehr Positives für die Identität unserer Stadt. Das ist

schon jetzt ein richtiger Hingucker – und im Frühjahr schmeichelt

das unsere Seele, Stichwort Blumenmeer.

Wir sagen als BfB-Fraktion dazu: Bensheim – Lebens- und

liebenswert !

Es gibt in Bensheim sehr viele Menschen, die sich aktiv für unsere

Stadt einsetzen. Bei denen bedanken wir uns ausdrücklich, sei es

die Beteiligung an Bensheim 2030 oder bei dem Bürgernetzwerk.

Dieses Bürgerengagement ist ein Gewinn für unsere Stadt. Und es

gibt ein gutes Gefühl, das es nicht nur die gibt, die sehr laut alles

kaputtreden – und schreiben.

Unser Marktplatz hat Potential, das gehoben werden muß !

Nachdem Bürgermeister Richter völlig überaschend von seinen

eigenen Plänen beim Neubau des Hauses am Markt Abstand nahm,

sehen wir unsere Aufgabe als BfB-Fraktion darin, den Schaden zu

begrenzen ohne unser Ziel aus dem Auge zu verlieren: das bedeutet für uns

ganz klar eine Belebung des Marktplatzes mit einem deutlich niedrigerem

neuem Haus am Markt.

Wir stolpern einer Bürgerbeteiligung und einem städtebaulichen

Wettbewerb nicht hinterher, ganz im Gegenteil: das sind Punkte,

die wir als BfB in die Koalition eingebracht haben.

Wir bauen darauf, dass der Marktplatz belebt wird und das von

einem niedrigeren Haus am Markt ein positiver Impuls für den

Marktplatz und die gesamte Fußgängerzone ausgeht. Mit

niedrigerem Haus am Markt meinen wir nicht einstöckig. Wir

wollen dort das Cafe Extrablatt in Zukunft sehen – da gibt es einen

von beiden Seiten unterschriebenen Vertrag ! Als BfB-Fraktion

wollen wir auf keinen Fall, dass die Stadt bzw. die MEGB vor Gericht

sich gegen Schadensersatz wehren muß. Das darf nicht eintreten!

Das Familienzentrum wäre zusätzlich sehr gut für eine Belebung.

Wir sind jedenfalls nicht der Auffassung, dass man mit einem

„Georgblick und das wars“ dort etwas Positives bewirkt wird.

Cafe Extrablatt mit großer Außenbestuhlung zusammen mit dem

Familienzentrum im neuen niedrigeren Haus am Markt. Im Haus Böhler, das

verkauft wird, z. B. ein Restaurant mit Terrasse. Und wenn dann noch ein

einigermaßen vertretbares Angebot für die verfallenden denkmalgeschützten

Häuser am Markt kommt…. natürlich nicht zu Mondpreisen !

Als Koalition haben wir dafür gesorgt, dass das frühere Kaufhaus

Krämer gekauft wird, auch das war eine richtige Entscheidung für

den Marktplatz der Zukunft. Den Online-Handel bejammern und die

Hände in den Schoß legen: diese „Kommunalpolitik“ überlassen wir

anderen.

Unser Marktplatz hat Potential und dieses Potential muß gehoben

werden, alles andere wäre leichtfertig vertane Chancen !

Flächenverbrauch stoppen !

Meine Damen und Herren,

als BfB-Fraktion haben wir dafür gesorgt, dass von der

Gewerbefläche Stubenwald II nur 80 % der Fläche in dieser

Wahlperiode vermarktet wird. Und wir haben in der Koalition mit

dafür gesorgt, dass die Bensheimer Südstadt nicht geplant und das

die Bebauung im Anschluss an die Zeilbäume nach Zwingenberg

nicht weiter geht. Der Flächenverbrauch ist eine richtige Geisel

geworden, die die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger

massiv negativ beeinflusst und natürlich auch der Umwelt schadet.

Im nächsten Jahr werden wir unseren Fokus darauf legen müssen,

dass die ICE-Trasse in Form der Konsenstrasse im Kreis gebaut wird

und zwar gebündelt an der A 67.

Für die BfB-Fraktion appelliere ich an alle Fraktionen: im ersten

Halbjahr 2020 wird es eine Entscheidung der Bahn geben und wir

alle müssen dafür sorgen, dass die noch im Gespräch befindliche

Trassenvariante A 5 mit Riedquerung durch die Bensheimer

Westgemarkung Richtung Lorsch verhindert wird. Wir brauchen vor der

Entscheidung ein deutliches Signal unserer Stadtgesellschaft an die Bahn und

die Behörden, die entscheiden. Da gibt es eine wichtige Hausaufgabe !

Meine Damen und Herren,

die Anlegung von Radstreifen in der Schwanheimer Straße ab der

Autobahnbrücke bis zum Leika-Kreisel bedeutet mehr Sicherheit für

Radfahrer. Das Fahrrad hat großes Potential, dass wollen wir weiter

ausbauen. Das bedeutet konkreter Klimaschutz !

Und Fotovoltaik-Anlagen auf den Dachflächen sind das weitere

große Klimaschutz-Thema, dem wir uns annehmen werden. Ein

positives Signal in diese Richtung sehen sie schon in der Änderung

bei dem AWO-Sozialzentrum mit Fotovoltaik-Anlagen. Da werden

weitere konkrete Vorschläge von uns kommen. Aber auf den

Dächern, dort ist ein großes Potential, das wir ausschöpfen wollen.

Urwald von Morgen

Die Herausnahme des Erlachewäldchens aus der Bewirtschaftung

hatte der Naturschutzbund NABU begründet und wir konnten als

BfB-Fraktion helfen weil wir in der Koalition sind, weil wir mit

Verantwortung übernommen haben !

Ab Januar 2020 wird eine weitere Teilfläche von 1,31 ha im

Schwanheimer Stadtwald aus der Bewirtschaftung genommen.

Dieses Waldstück gehört zum Flora-Fauna-Habitat „Jägersburger

und Gernsheimer Wald“. Der alte Laubwald dort besteht aus über

200jährigen Buchen, Eichen und Hainbuchen mit Eschen. In diesem

Waldstück kommen geschützte Arten vor, z. B. der in Deutschland

vom Aussterben bedrohte Heldbock.

Mit der Stilllegung der Teilfläche summiert sich die Stillegungsfläche

im Bensheimer Stadtwald auf insgesamt 20,51 ha.

Auf diesen Flächen wird der Totholzanteil steigen und es wird zu

einer Entwicklung zu einem Urwald von morgen kommen.

Unsere Umweltpolitische Handschrift als BfB findet sich in diesem

Haushalt und in den politischen Entscheidungen gut wieder !

Das zeigt auch der Ansatz – wie 2019 – für weitere Blühwiesen und

Blühstreifen 25.000 Euro. Und die Baumaktion, mit der

Gartenbesitzer dafür sorgen, dass Bensheim im Stadtgebiet grüner

wird, 5.000 Euro.

Bürgerhaus: Beschluss hätte 2015 umgesetzt werden müssen

Meine Damen und Herren,

im Bürgermeisterwahlkampf 2014 versprach Bürgermeister Richter

die Sanierung des Bürgerhauses. 2015 versuchte BGM Richter einen

Beschluss für die Sanierung des Bürgerhauses herbeizuführen. Das

scheiterte an 1 oder 2 Stimmen. Die BfB-Fraktion als Opposition

stimmte selbstverständlich für die Sanierung.

Heute hätten wir ein fertig saniertes Bürgerhaus mit deutlich

weniger Kosten, den der große Bauboom kam ja erst danach. Ein

fataler Fehler, das 2015 nicht zu beschließen und umzusetzen.

Bensheim braucht ein Bürgerhaus ! Und braucht auch dringend die

beiden barrierefreien Clubräume.

Die neuen Kosten gehen von bis zu 13.872.000 Euro Brutto aus.

Abzüglich 2.411.000 Förderprogramm Stadtumbau, abzüglich

748.000 Zuschüsse energetische Sanierung, abzüglich der

Vorsteuerabzugsberechtigung der MEGB 2.214.857

Netto für die MEGB = 8.563.000.

Von dieser Summe müssen noch 64.520 abgezogen werden, das

sind zusätzliche Förderungsmittel aus dem Stadtumbau. In der

Sitzung des HFA konnten wir dann von unserer neuen 1. Stadträtin

Frau Rauber-Jung erfahren, dass weitere 70.000 Euro freie

Förderungsmittel aus dem Stadtumbau noch zu bekommen sind.

Wichtig ist, dass die Stadt den Zuschuss von maximal 0,5 Mio Euro

pro Jahr an die MEGB halten kann. Es wird deutlich mehr

Pachteinnahmen geben als bisher geplant. Und auf der Seite 98 der

Verwaltungsvorlagen konnten Sie nachlesen, dass von einem

Zinssatz auf der Basis von 20 Jahren von 1,59 % ausgegangen

wurde. Da sehen wir Luft nach unten.

Meine Damen und Herren,

zwei Änderungs-Anträge der SPD sind im HFA zu Prüf-Anträgen

umgewandelt worden. Den stimmen wir beiden zu. Zwei Anträge

wurden nach Erläuterung im HFA von der SPD zurückgezogen.

Der Änderungs-Antrag von Dr. Thiemann zur Neugestaltung des

Beauner Platzes bekam in der Sitzung des HFA Null stimmen. Dazu wird es

ohnehin eine Verwaltungsvorlage geben.

Meine Damen und Herren,

die BfB ist 2016 in diese Koalition reingegangen um Verantwortung

zu übernehmen und einen Teil ihres Programmes umsetzen zu

können. Genau das tun wir. Und wenn wir Sachpunkte anders

sehen dann sagen wir das in der Koalitionsrunde. Und wenn es zu

arg ist, dann sagen wir das auch mal öffentlich wie z. B. beim Haus

am Markt. Oder wir machen einen öffentlichen Ortstermin zur

Brecher-Anlage und kurz darauf wird die gemeinsam von der

Koalition mit Bürgermeister Richter abgeblasen.

Wir sind der kleinste Partner in dieser Koalition aber ohne uns gäbe

es weder die 1. Stadträtin, Frau Rauber-Jung, noch Stadtrat Oyan im

Amt. Ich will damit sagen: diese BfB-Fraktion ist insgesamt

verlässlich und wir stehen zu unserer Unterschrift im

Koalitionsvertrag.

Dem Haushalt mit den vereinbarten Änderungen stimmen wir zu.