STVV 25.5.2020 „Anschluss des Gewerbegebietes Neuwiesenfeld an die Westtangente“, Dr. Ulrike Vogt-Saggau

Frau Stadtverordnetenvorsteherin,                                  

meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste

Bereits 2014 hat die SPD diesen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Damals wurde er mit 30 Nein-Stimmen und 10 Ja –Stimmen abgelehnt.

Die Wiederholung kam im Dezember 2016. Diesmal wurde der Magistrat aufgefordert einen Kostenvoranschlag für diesen Anschluss zu erstellen. Das Ergebnis: 400 000 Euro.

Der Beschluss wurde mit 29 Nein-Stimmen , 9 ja-Stimmen und 3 Enthaltungen abgelehnt.

Bevor man hartnäckig immer wieder das gleiche fordert, sollte man sich die Argumente, die damals gegen dieses Projekt aufgeführt wurden, genau ansehen.  Gelten sie noch jetzt?

 (Protokoll STVV 3.4.2014)

  • Der Rückbau der Straße an der Hartbrücke war eine wesentliche Forderung der ONB gewesen – als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Westtangente
  • Die Kosten für die geforderte Anbindung werden nicht über GVFG-Mittel gefördert. Die Kosten verbleiben komplett bei der Stadt.
  • Die Kostenschätzung lag lt. Herrn Sachwitz bei ca. 400 000 €.
  • Aber es sind noch weitere Kosten damit verbunden. Laut Aussage von Herrn  Sachwitz müsste die Straße vom ADAC zur Schwanheimerstraße saniert werden, da diese den zusätzlichen Verkehr nicht standhält.
  • Wenn eine Abzweigung auf der Westtangente gebaut wird, muss Tempo 70 verringert werden auf Tempo 50

Die Zahlen stammen von 2014. Jeder kann sich vorstellen, dass es diese Preise längst nicht mehr aktuell sind.

Es freut mich natürlich, dass sie ökologische Gründe ansprechen. Es wurde auch mit dem Argument „Klimaneutrale Stadt“ geworben. Aber wie weit ist Ökologie mit dem Bau von Straßen vereinbar?

  • 1 to Beton verursacht ca. 100 kg CO2 = über 800 km Autofahrt.
  • Nur um eine 10×10 m große Fläche mit 10 cm Stärke zu betonieren, werden Treibhausgase frei gesetzt, die 10 000 km Autofahrt entsprechen.
  • Jeder kann sich ausrechnen, wie viel Treibhausgase die ganze Anbindung freisetzt. Mit klimaneutraler Stadt hat das nichts zu tun.
  • Und im Vergleich dazu: Ein ausgewachsener Baum braucht 10 Jahre um das CO2 von 1 to Beton wieder in Sauerstoff umzuwandeln.

Von Ökologie ist dies alles weit entfernt.

Wir wissen natürlich, dass diese Anbindung nicht nur für das Gewerbegebiet erfolgen soll. Es ist ein weiterer Baustein zur Vermarktung der Flächen zwischen Weststadt, Auerbach, Schwanheim und Fehlheim.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass bei der SPD der Bauwahn ausgebrochen ist. Jede Freifläche soll mit Wohnbau versiegelt werden. Ich erinnere an das Bauprojekt Südstadt und dem dazugehörigen Straßenbau, der im Verkehrsentwicklungsplan gefordert wird.

Sicherlich haben sie recht, dass sich nun die politischen Verhältnisse im Stadtparlament geändert haben – und die Chancen, diesen Antrag durchzubekommen sind natürlich damit gestiegen.

Aber es bleibt die Frage:

Wollen die Bensheimer Bürger- und Bürgerinnen diese Art von Entwicklung für ihre Stadt? Wollen Sie, dass noch mehr Verkehr in die Felder verlagert wird? Das unsere landwirtschaftlichen Flächen weiter reduziert, versiegelt und zerstückelt werden?

Wo bleiben die Freiflächen für Sport, zur Naherholung – für das Erleben von Natur?  für die Gesundheit?

Spätestens bei der nächsten Kommunalwahl wird diese Frage beantwortet werden.

Die BfB war bereits gegen die Westtangente gewesen und wir sind auch gegen diese Anbindung. 

Wir sind gegen die weitere Zerstückelung unserer landwirtschaftlichen Flächen, gegen den Verlust unserer Freizeit- und Erholungslandschaft.

Wir setzen uns ein für ein lebens- und liebenswertes Bensheim – für die Menschen und für die Natur!

Und auch finanziell ist dieses Projekt lediglich ein Schritt, unsere Stadt in unverantwortlicher Weise hoch – sehr hoch zu verschulden.