STVV 15.7.2021 „Haushalt 2021“, Franz Apfel

Frau Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert,

meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste,

ich bedanke mich als erstes für die BfB-Fraktion für die Beantwortung

unserer Fragen, für die Weiterleitung an die anderen Fraktionen und für

die Weiterleitung der Antworten auf Fragen der anderen Fraktionen. Das

ist transparent und so sollte es auch generell beibehalten werden.     

Bei den Haushaltsberatungen im HFA setzte die neue Koalition aus CDU,

SPD und FDP ihre Änderungs-Anträge durch und enthielt sich beim

Haushaltsplan, Stellenplan und Investitionsprogramm was zur Ablehnung

im HFA führte. Ganz wenige Anträge der Fraktionen von BfB und Grünen

wurden beschlossen, so dass wir als BfB ablehnten. Nach der Beratung im

HFA hatte sich übrigens der Gesamtbetrag der Kredite von bisher 5,4 Mio

auf über 6,3 Mio erhöht, das sind rund 1 Mio Euro Kreditaufnahme mehr.

Ja, die Helden der FDP müssen einer extrem hohen Kreditaufnahme

zustimmen. Wie schnell frühere vollmundige Erklärungen Schnee von

gestern sind. Und die SPD setzt ihre Wünsche im Haushalt durch und

genau das wird dazu führen, dass die FDP auch der Erhöhung der

Grundsteuer B und der Gewerbesteuer zustimmen muß, natürlich

Bedauernd. Und die zielgerichteten Anträge der FDP um ihr früher !

erklärtes Ziel zu erreichen, müssen als vermisst gemeldet werden.

Ich mache das nur an zwei Beispielen deutlich:

Auf Wunsch der SPD werden 15.000 Euro für einen B-Plan zur Anbindung

der Westtangente an die Straße Neuwiesenfeld eingestellt. Frau Rauber-

Jung erklärte, dass dieser Betrag für den B-Plan nicht ausreichen wird.

Aber uns geht es um folgendes: sie werden dann rund eine halbe Million für

den Bau bereitstellen müssen, natürlich als Darlehen.

Und als zweites: Die Buslinie Berliner Ring Ärztehaus wird Jahr für Jahr

ca. 330.000 Euro kosten, nicht einmalig. Und da fehlen noch die Kosten für

die Bushaltestellen, auch kein Pappenstiel. Und ob der Bus angenommen

wird, auch Fragezeichen. Wir subventionieren im Grunde eine falsche

strategische Entscheidung, damit meine ich das fast alle Ärzte aus der

Innenstadt dahin gezogen sind.

Die Innenstadt wird durch diese Entwicklung auf jeden Fall geschwächt,

die Innenstadt, die wir alle stärken wollten !  Sinnvoller wäre es, zum

Wechsel im Sommerfahrplan 2022 die Buslinie zu beschließen und zwar

wenn diese finanzierbar ist. Da schlagen zwei Herzen in unserer Brust.

Und es gibt noch etwas wichtiges, was wir an dieser Stelle erwähnen

müssen.

Die MEGB gibt ihren Anteil an der Tiefgarage Beauner Platz an

die Stadt Bensheim zurück. Ich fragte dazu im HFA nach. Eine TG, der

man es schon von außen ansieht, wie es um sie bestellt ist. Gehen sie mal

runter in die Geschosse, da muß niemand ein Fachmann sein um zu wissen,

dass da Millionen für die Sanierung anstehen.

Zur Erinnerung: Die BfB-Fraktion hat mehrmals, zuletzt 2020, zu der stark

Sanierungs-bedürftigen Tiefgarage Beauner Platz nachgefragt. Bereits 2011

hat die MEGB mit dem Aufbau von Rückstellungen für die Sanierung

begonnen. Im April 2011 wurden die Sanierungskosten bereits mit 944.000

Euro angegeben. Da lauert seit Jahren ein Millionengrab. Je nachdem wie

die Prüfung zur MEGB ausgeht: diese Entscheidung der Rückgabe an die

Stadt muß dann ebenfalls kritisch bewertet werden, gegebenenfalls auch

mit alternativen Möglichkeiten.

Meine Damen und Herren,

so etwas gab es noch nie: eine Koalition bringt ihre Anträge im HFA durch

und lässt HH, Stellenplan du Investitionsprogramm scheitern. Es hackt

sichtbar bei der Zusammenarbeit.

Entweder die Haushaltssitzung war von der Koalition schlecht vorbereitet

oder sie konnten sich nicht einigen, letzteres verstehen wir !

Schließlich hatte die SPD im Wahlkampf mit dem Wechsel geworben um

dann in einer festen Koalition mit der CDU zu landen. Was die

WählerInnen davon halten haben sie der BfB bei der Kommunalwahl ins

Stammbuch geschrieben. Wir haben unsere Leeren daraus gezogen: zurück

zu unseren Wurzeln – wir gehen keine Koalition ein. Wir waren für eine

Zusammenarbeit mit Grüne, SPD und FWG bereit – aber nicht für eine

Koalition, die andere in der Regel ausgrenzt, das werden wir auch hier

erleben. Aber jede und jeder hat das Recht seine eigenen Fehler zu machen.

Fest steht jedenfalls, dass hier eine massive Wählertäuschung durch FDP

und SPD vorliegt.

Dabei haben wir in den letzten 14 Monaten vor der Kommunalwahl doch

eine offene Situation in der STVV, die gezeigt hat, es geht auch ohne

Koalition, man muß das nur wollen. Natürlich hatte die CDU die

Forderung die Stelle der 1. Stadträtin, mit wem auch immer weiter zu

besetzen. Und niemand weiß, ob der oder die Beste dafür gewählt werden

soll. Eine solche Vereinbarung wird SPD und FDP noch auf die Füße fallen.

Meine Damen und Herren,

die Finanzen der Stadt Bensheim sind in einer schwierigen Lage, die jetzt

mit der Umsetzung der Wünsche der Koalitionspartner noch sehr viel

schwieriger wird. Die SPD setzt ihre teuren Wünsche durch, die FDP wirft

ihre Grundsätze über Bord und die CDU macht das mit weil sie die Zusage

zur Wahl des 1. Stadtrates/1.Stadträtin bekommt.

Wenn wir wirklich die Anhebung der Grundsteuer B und der

Gewerbesteuer ab 2024 verhindern wollen – also nicht nur erklären, dass

Sie das verhindern wollen -, sondern handeln, dann müßten wir im Grunde

so vorgehen:

  • den Haushaltsplan erneut gemeinsam vornehmen und weitere deutliche Streichungen vornehmen. Da gehört auch die Annahme einiger Anträge der BfB dazu.
  • Gleichzeitig hergehen und alle zusätzlichen Wünsche auf Eis legen.       
  • Sach- und Dienstleistungen auf den Pelz rücken
  • Und gleichzeitig die 14 neu geplanten Stellen durchforsten – da dürfen nur sehr wenige übrig bleiben. Das ist mittlerweile geschehen und deshalb können wir dem Stellenplan und dem HH-Sicherungskonzept auch zustimmen.
  • Dann müssen wir ran an das von der BfB beantragte und jetzt vorliegende aktualisierte Immobilienkataster. Da muß was passieren, auch über die bisher von der BfB vorgeschlagenen Punkte hinaus. Da ist nicht nur die Koalition gefordert sondern auch die Verwaltung.
  • Das 10-Punkte-Programm zur HH-Konsolidierung und das Papier

zur Kompensierung der weggefallenen Straßenbeiträge muß

vollständig überarbeitet werden – natürlich will von uns niemand, dass die Straßenbeiträge wieder eingeführt werden.

Bensheim hat kein Einnahmeproblem sondern ein Ausgabenproblem –

wenn wir das beherzigen, dann schaffen wir das gemeinsam die Anhebung

der 2024 vorgesehenen Steuern zu verhindern. Das wäre ein gutes Signal an

unsere Bürgerinnen und Bürger.

Die weitgehende Einigung beim Stellenplan und bei dem HH-

Sicherungskonzept sind ein von uns unterstützter Baustein. Aber da muß

viel mehr passieren um eine Steueranhebung 2024 zu verhindern und wir

sind dazu bereit, dass mehr passiert.

Meine Damen und Herren,

im Haushalt stehen 200.000 Euro für einen Wohnmobilstandort an der

völlig falschen Stelle. Bitte beachten sie bei dem Standort Festplatz folgendes:

Für das Impfzentrum ist der Festplatz nach wie vor ein wichtiger Parkplatz.

Das Musiktheater Rex und andere Künstler sind dort ab Ende Juli mit

mehreren hochkarätigen Musikgruppen. Der Festplatz wird auch als

Flohmarktgelände genutzt. Noch nicht lange her, da wurde auf dem

Festplatz vom 30. April auf den 1. Mai Jugend-Musikveranstaltungen

durchgeführt. Dieser Festplatz ist für unsere Bürgerinnen und Bürger ganz

wichtig und wird für unsere Bürgerinnen und Bürger benötigt. Wo bleibt den

der Aufschrei der SPD, die sich doch immer um die Belange der jungen

Bensheimer kümmert, hier könnte die SPD tatsächlich was im Sinne unserer

jungen BürgerInnen bewegen.

Meine Damen und Herren,

am 20. Juni stand ein Leserbrief des neuen SPD-Vorsitzenden

Jürgen Kaltwasser in einer Internet-Zeitung. Ich zitiere den letzten

Satz: „Gleichwohl dürften die Zeiten, in denen Investoren

bestimmen, wo es in unserer Stadt langgeht, vorbei sein.“ Zitat

Ende.

Super Ansage, lieber Jürgen Kaltwasser, da freuen wir uns nachher

wenn ihr den Investoren im Alten Stellwerk und auf dem

Seegenberg – mal richtig Eure Krallen zeigt. Schaun mer mal ob die

wirklich um ihre Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit bangen

müssen. Den die Allgemeinheit wird die Infrastrukturkosten

bezahlen müssen, die ihr dem Investor am Alten Stellwerk erlasst.

Meine Damen und Herren,

die Sparkasse Starkenburg hat ihre Bilanz vorgestellt: 2,3 Mio Euro

Gewinn und Ausschüttung an die Kommunen – wie seit vielen

Jahren. Die Sparkasse Bensheim 1,3 Mio Gewinn und wieder keinen

Beschluss über die Ausschüttung – das ist ein Trauerspiel und der

Gewinneinbruch lag bei fast 50 %.

Und dann auch noch einen unbeliebten Neubau für viele Millionen

stemmen. Unsere Position bleibt: Sanierung dieses markanten

Gebäudes und Gespräche über einen Zusammenschluss

aufnehmen. Das wäre die beste Entscheidung für die Sparkassen-

Kunden, für die Stadt Bensheim und die weiteren beteiligten

Kommunen und letztlich auf Dauer auch für die Mitarbeiterinnen.

Frau Bürgermeisterin Klein, Sie sind jetzt die Vorsitzende des

Verwaltungsrates – handeln Sie.  

Handeln Sie auch im Sinne ihrer Aussagen vor ihrer Wahl zur Groß-

KITA zwischen Schwanheim und Fehlheim, sonst könnte zum

Schluss das geflügelte Wort Berechtigung finden: „Alter Wein in

neuen Schläuchen“ – das war doch nicht ihr Anspruch als sie

dieses Amt antraten ! Sie haben das noch selber in der Hand.

Meine Damen und Herren,

wir sehen im HH-Entwurf falsche Weichenstellungen bei dem Standort für

Wohnmobile, bei der Anbindung der Westtangente und bei den

Planungskosten für eine Groß-KITA im regionalen Grünzug  und wir sehen

keinen wirklichen Sparwillen. Und beim Klimaschutz zu sparen ist nicht

gerade originell. Deutschlandkoalition halt. Wir sehen die Umsetzung von

Wünschen der SPD, die uns einen großen Schritt Richtung Anhebung der

Steuern 2024 bringen werden. Das sind falsche Signale und deshalb werden

wir den Haushaltsentwurf ablehnen. Dem geänderten Stellenplan werden wir

zustimmen, ebenfalls dem HH-Sicherungskonzept. Für letzteres hätten wir

uns gewünscht, das schon zu diesem HH-Entwurf sichtbares und mit Zahlen

belegbares vorgelegt worden wäre.     

Wenn die HH-Genehmigung kommt dann wird die deftig ausfallen, da werden

sich manche die Augen reiben, was wir an Hausaufgaben aufgebrummt

bekommen. Auch will wir diesen HH nicht zum sparen genutzt haben !