BfB-Fraktion im Gespräch mit dem Verein Fabian Salars Erbe und dem Antidiskriminierungsnetzwerk AdiNet

Bensheim. In einer Video-Konferenz informierte sich die
Stadtverordnetenfraktion der Wählergemeinschaft Bürger für Bensheim (BfB)
über die Ziele des Vereins Fabian Salars Erbe (FSE), Verein für Toleranz &
Zivilcourage. An dem Gespräch nahmen Salome Saremi-Strogusch und Anna
Silomon-Rönnebeck sowie Anja Ostrowski vom Antidiskriminierungsnetzwerk
(AdiNet) Südhessen teil.

Yvonne Dankwerth und Dr. Ulrike Vogt-Saggau vom Vorstand der BfB erinnerten
zu Beginn der Aussprache an einen gemeinsamen Antrag von BfB und GLB, mit
dem Ziel, dass sich die Bensheimer Stadtverordnetenversammlung für die
Errichtung eines Denkmals für Zivilcourage, beispielsweise auf dem Beauner
Platz ausspricht. Der Antrag von BfB und GLB wurde in den Sozial-, Sport-
und Kulturausschuss verwiesen und der Verein FSE dazu eingeladen. Dort gab
es dann Äußerungen wie „Sollen wir dann für jeden der mutig war ein Denkmal
setzen?“ Von diesen destruktiven Äußerungen distanziert sich die
BfB-Fraktion eindeutig. Ein Denkmal oder ein Ort des Nachdenkens, der
Begegnung, die an den mutigen Einsatz von Fabian Salar erinnert, ist derzeit
immer noch nicht in Sicht, bedauert BfB-Stadtverordnete Dr. Ulrike
Vogt-Saggau die Situation.

Während es der Verein Fabian Salars Erbe ganz offensichtlich gerade mit
diesem Anliegen ausgerechnet in Bensheim von Seiten der politischen
Verantwortlichen schwierig hat, wird dessen bundesweite Arbeit für Toleranz
und Zivilcourage immer wieder in besonderer Weise gewürdigt. „Wir
beglückwünschen Salome Saremi-Strogusch zur Verleihung des
Bundesverdienstkreuzes für die bundesweite Arbeit des Vereins“, erklärt
BfB-Stadtverordneter Franz Apfel.

Dennoch ist der FSE auch in Bensheim und Umgebung durchaus seit vielen
Jahren aktiv- ohne (finanzielle) Förderung und praktische Unterstützung
durch die Kommune: Der jährlich stattfindende, bundesweite Tag der
Zivilcourage wird erfolgreich seit Jahren organisiert; Es finden Mut ist
gut!-Workshops in Bensheimer Schulen statt und die Anfragen bezüglich
Aktionen, Kooperationen und gemeinsamen Projekten wächst auch hier sowie
über die Stadtgrenzen hinaus. Es ist dem Verein ein Anliegen künftig sein
Tun auf professionellere Füße zu stellen, sich regional stärker zu
vernetzen, um mehr Menschen zu erreichen und für Zivilcourage
sensibilisieren zu können. „Natürlich ist der Wunsch da- auch aus der
Bevölkerung und seitens anderer örtlicher Initiativen“, so die 1.
Vorsitzende, “ aber ohne (finanzielle) Unterstützung dauern die Prozesse
eben länger.“

Anja Ostrowski von AdiNet Südhessen betont: „Der Verein hat einen großen
Blumenstrauß an Ideen und Visionen, die natürlich nicht jetzt und sofort
umgesetzt werden sollen. Davor sollte sich niemand erschrecken oder
überfordert fühlen! Es ist ein Portfolio der Möglichkeiten, aus dem man sich
einzelne Elemente für Bensheim passend heraussuchen und Schritt für Schritt
umsetzen kann. Für die Stadt Bensheim, die sich bereits sehr um das
vielfältige Miteinander in der Stadt bemüht, ist das ein Angebot zur
Kooperation.“ Das AdiNet Südhessen ist eines von insgesamt vier
Antidiskriminierungsnetzwerken in ganz Hessen und wird gefördert von der
Stabsstelle Antidiskriminierung des Hessischen Ministeriums für Soziales und
Integration. Es bringt engagierte Menschen, Vereine, Institutionen, Projekte
und Initiativen in Südhessen zusammen, die sich gegen Diskriminierung
stellen. Fabian Salars Erbe e.V. ist in Südhessen Träger für dieses Projekt
vom HMSI.

Zu diesen Ideen stehen neben dem bereits oben benannten Denknachmal, das als
Gesprächsanlass und Begegnungsstätte für die Bensheimer Bürger:innen zu
verstehen ist, eben auch das Fernziel eines Hauses der Begegnung: Ein Ort,
an dem Interessierte, Vereine und Initiativen die Möglichkeit haben, sich
aktiv für ein friedliches Miteinander einzubringen und in Kontakt zu kommen.
Im Fokus sollen dabei Herzbildung, Zivilcourage und Mut stehen, dafür
braucht es einen entspannten Ort, an dem Kreativität und Gemeinschaftssinn
ihren Raum haben.

„Viele verstehen vielleicht nicht, dass es bei dieser Idee von einem Denkmal

  • DenkNachMal – nicht um eine riesige Statue geht, die als Trauerstätte
    dienen soll, sondern um einen Ort, der Mut und Frieden vermittelt. Das kann
    alles Mögliche sein, solange Menschen dadurch verstehen, was Zivilcourage
    für unsere Gesellschaft bedeutet. Wir wollen nicht ermahnen, sondern
    Wertschätzung und Akzeptanz vermitteln.“, so die 1. Vorsitzende des Vereins,
    Salome Saremi-Strogusch.

Anja Ostrowski nennt Beispiele, wie das in diesem Jahr in Rüsselsheim neu
eingerichtete „Friedensbüro“ oder auch den kürzlich mit dem Deutschen
Nachbarschaftspreis im Bereich Vielfalt ausgezeichneten Bürgerpark Unkel
(von Gemeinsam für Vielfalt e.V.). Auch das AmkA der Stadt Frankfurt bietet
z.B. mit seinem stadtRAUMfrankfurt Vereinen, Communities und Initiativen
kostenlose Räumlichkeiten zur Umsetzung von Projekten an, weil die Stadt
Frankfurt vom Engagement ehrenamtlicher und gemeinnütziger Akteur:innen
profitiert und dieses Angebot als Zeichen der Wertschätzung an sie zurück
gibt.

Dies kann nur als gemeinschaftliches Werk von Stadt, Vereinen, Initiativen
und durch finanzielle Unterstützung (Sponsoring, Spendenaktionen,
Förderwettbewerbe) umgesetzt werden. Es gibt von unterschiedlichen Stellen
viele Fördergelder, die beantragt werden könnten, sodass sich die Stadt
Bensheim nicht um ihren Haushalt sorgen muss. Ohnehin geht es mehr um
Engagement als um hohe Geldbeträge für utopische Projekte: Die Aktionen im
kleinen Rahmen, die doch viele Menschen erreichen und beteiligen, sind die
mit einer großen Wirkung und Nachhaltigkeit bei den Beteiligten. Im Fokus
dieses künftigen Tuns des Vereins sollen vor allem auch Kinder und
Jugendliche der Region mitgedacht und in die Planungen eingebunden werden.
„Wir wünschen uns im Grunde die Chance auf faire Gespräche über einen
realistischen Kompromiss- bezüglich einer Erinnerungsstätte für
Zivilcourage, aber auch hinsichtlich einer aktiven Kooperation mit der Stadt
Bensheim- im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens in Gemeinschaft!“
wünscht sich stellvertretend für den Verein, die neue Mitarbeitende Anna
Silomon-Rönnebeck. Alle drei Gästinnen sind sich einig: „Wir sind sehr
dankbar über die Einladung zum heutigen Gespräch und die gezeigte und
gelebte Unterstützung von BfB!“

Der Verein Fabian Salars Erbe sucht dringend eine Räumlichkeit, als Büro und
Treffpunkt. Yvonne Dankwerth hat deswegen mit dem Marokkanischen
Kulturverein in Bensheim Kontakt aufgenommen. Gut möglich, dass hier eine
Zusammenarbeit entsteht. „Unser Ziel ist es, dass die Potentiale des Vereins
Fabian Salars Erbe auch in Bensheim zum Tragen kommen“, darauf weist Yvonne
Dankwerth abschließend hin.