Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste
Würden wir einen Wald fragen, wie er von uns Menschen behandelt werden möchte, würde er uns raten, ihn in Ruhe zu lassen. Auf diese Art würde er weiter ungestört wachsen und gedeihen – für Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte.
Aber der Wald ist eine umweltfreundliche Quelle für Materialien, die wir in unserem täglichen Leben brauchen. Würden wir die Wälder unberührt lassen, müssten wir stattdessen auf Plastik, Aluminium und andere synthetische Stoffe zurückgreifen- und diese Umweltbelastung bekommen wir alle jetzt schon gewaltig zu spüren.
Dies zeigt zugleich das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Naturschutz.
Die FSC Zertifizierung gibt eine Möglichkeit, Wälder so zu bewirtschaften, dass sie in der Lage sind, uns Menschen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, dies jedoch mit so wenig negativen Umweltauswirkungen wie möglich.
Der Wald braucht Raum und Freiheit, um sich kontinuierlich zu erneuern und für die kommenden Generationen weiterhin zu bestehen.
Nachdem die Agrarlandschaft bis auf Restflächen extrem artenarm geworden ist, kommt den Wäldern heute eine große Bedeutung bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt zu.
Wälder sind nicht nur in den Tropen, sondern auch in Europa die artenreichsten Ökosysteme.
Der FSC-Standard schreibt vor, dass die ökologischen Funktionen eines Waldes erhalten bleiben müssen. Er schützt vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Was heißt das konkret?
- Pestizidverbot :
- bei konventioneller Forstwirtschaft kommt eine ganze Reihe von Pestiziden zum Einsatz. Unkraut, Mäuse, Pilze etc werden bekämpft.
- Dies ist in FSC zertifizierten Wäldern verboten.
- Artenschutz
- Es werden Lebensräume von geschützten Tier- und Pflanzenarten festgeschrieben und in Karten dargestellt.
- So kann sichergestellt werden, dass gefährdete Arten und deren Lebensräume durch die Waldbewirtschaftung nicht beeinträchtigt werden.
- Darüber hinaus erfolgt eine jährliche Kontrolle, ob Naturschutzgesetze und Schutzgebietsverordnungen eingehalten werden.
- Kahlschlagverbot
- Kahlschläge sind nur bis 2 Baumlängen erlaubt.
- Biotop-und Totholz
- Der FSC sorgt dafür, dass so viele Biotopbäume und Totholz im Wald verbleiben, dass gefährdete Arten, die diese Strukturen als Lebensraum benötigen, erhalten werden.
- Forstbetriebe müssen anhand konkreter Konzepte eine Anreicherung von Biotop-und Totholz sicherstellen
- Natürliche Waldgesellschaft
- hier leben verschiedene Baumarten mit Pflanzen, Tiere und Pilzen zusammen, die ohne menschlichen Einfluss in einem Wald vorkommen würden.
- Dies sind stabile Lebensgemeinschaften: stabil gegenüber Störungen wie Schnee, Sturm, Klimaveränderung und vieles mehr.
Nur ungefähr 10 Prozent der bundesdeutschen Waldfläche wird nach den Vorgaben des FSC bewirtschaftet.
Um langfristig die biologische Vielfalt erhalten zu können, müssen wir der Natur und auch besonders dem Wald wieder mehr Raum zur freien Entfaltung geben.
Wir dürfen nicht vergessen: Pflanzen sind Lebewesen!
Der US-amerikanische Ökologe Ian Baldwin hat es sehr schön formuliert:
„Die Frage ist weniger ob Pflanzen intelligent sind, als vielmehr ob wir intelligent genug sind sie zu verstehen.“
Für uns bedeutet es, der Natur Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen.
Ich bitte Sie, diesen Prüfauftrag zu unterstützen.